Komplikationen mit Brustimplantaten – Teil 1: Der Double Bubble-Effekt
Mit einer Brustvergrößerung erfüllen sich viele Frauen einen Herzenswunsch. Doch plötzlich hören Sie von der Gefahr einer Double Bubble oder eines Bottoming Out – und es entsteht große Unsicherheit.
Welche Komplikationen und Deformitäten können nach einer Brustvergrößerung mit Implantat auftreten und gibt es Möglichkeiten, die Risiken möglichst gering zu halten? In der folgenden Reihe möchte ich Ihnen drei der geläufigsten Deformationen durch Brustimplantate erläutern: die Double Bubble, das Bottoming Out und die Waterfall Deformity.
In diesem ersten Artikel betrachten wir die Double Bubble näher.
Wenn Sie auf diesen Artikel gestoßen sind, haben Sie vermutlich schon von den Risiken und Komplikationen gehört, die durch ein Brustimplantat entstehen können oder vielleicht gehören Sie sogar zu den Frauen, die nach Ihrer Brustvergrößerung von solch einem Problem betroffen sind. Und ich spreche hier nicht von den allgemeinen Komplikationen, die bei jeder Operation auftauchen können wie etwa Wundheilungsstörungen, Blutungen oder Entzündungen. Ich meine die spezifischen Probleme, die durch ein Brustimplantat entstehen, wenn bei der Brust OP nicht die optimalen Entscheidungen getroffen wurden oder die Brust der Frau sich mit den Jahren verändert.
Die Stichworte sind hier Double Bubble, Bottoming Out und Waterfall Deformity (oder auch snoopy breast). Bei diesen drei Komplikationen durch die Brustimplantate verformt sich die Brust und das Ergebnis ist ästhetisch beeinträchtigt. Dies kann sehr viele Ursachen haben, zum Beispiel eine unpassende Implantatgröße und Implantatform , eine nicht optimale Platzierung des Implantats oder schlicht und einfach zu schwaches Bindegewebe.
Andere Probleme, die durch die Reaktion des Gewebes auf das Material des Implantats entstehen, sind die Kapselfibrose oder ALCL. Weitere Infos finden Sie auch im Blog Artikel zu den Symptomen einer Kapselfibrose oder den allgemeinen Risiken einer Brustvergrößerung mit Implantat.
Was ist das Double Bubble-Phänomen?
Die sogenannte Double Bubble wird leider oft mit einer anderen Deformität verwechselt, dem Bottoming Out. In der Erscheinung ähneln sich die beiden Komplikationen stark, sie sind jedoch verschieden hinsichtlich ihrer Ursache und in der Regel treten sie auch nicht zum gleichen Zeitpunkt auf. Mehr zum Bottoming Out erfahren Sie im nächsten Artikel der Reihe.
Bei beiden Komplikationen entsteht eine Art Aussackung, Kante oder “Beule”, die aus der natürlichen Brustform herausragt. Der Unterschied dieser beiden Probleme liegt darin, dass beim Bottoming Out das eigene Brust- und Hautgewebe mit der Zeit zu schwach ist, um das Implantat an der richtigen Stelle zu halten und es so zu einem sichtbaren Herabsacken des Implantats kommt.
Beim Double Bubble liegt das Problem eher in der Wahl zu großer Implantate und der Festigkeit des eigenen Brustgewebes. Es entsteht hier eine sichtbare Kante oder Delle im unteren Brustbereich, die in etwa der Position der alten Unterbrustfalte entspricht. Genau genommen ist die untere Beule („bubble“) somit der Implantatbereich, der unterhalb der alten Unterbrustfalte liegt und nicht durch eigenes Gewebe ausreichend bedeckt ist. Der obere Beule hingegen stellt den unteren Rand des eigenen Brustgewebes und somit die ursprüngliche Unterbrustfalte dar.
Von der Seite betrachtet ist das Double Bubble-Phänomen folglich daran zu erkennen, dass sich das Implantat in Teilen unterhalb der ursprünglichen Unterbrustfalte befindet, nicht vollständig vom eigenen Gewebe bedeckt ist und so ein kantiger Eindruck entsteht. Der Rand des Implantats zeichnet sich durch das Brustgewebe ab.
Das Double Bubble-Phänomen tritt unmittelbar nach der Operation auf.
Wie entsteht der Double Bubble-Effekt?
Für die Entstehung des Double Bubble-Effekts gibt es zwei hautpsächliche Ursachen:
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- Das Implantat ist im Verhältnis zum Brustgewebe zu groß.
Dies ist sicherlich die häufigste Ursache und einfach zu erklären. Ist der Durchmesser und / oder die Höhe des gewünschten Implantats deutlich größer als die eigene Brustbreite und somit dem Platz für ein Implantat, dann ist man operativ gezwungen, eine „neue“ Unterbrustfalte zu bestimmen. Die alte Unterbrustfalte sowie die dort vorhandenen und eigentlich stabilisierenden „Bindegewebsstränge“ müssen dabei durchtrennt und gelockert werden. Ist das Implantat im Verhältnis zum eigenen Brustgewebe jedoch deutlich größer, dann wird man unweigerlich das Ende des eigenen Brustgewebes als Kante sehen. Ist also ein verhältnismäßig großes Implantat gewünscht, so kann man das Risiko einer Double Bubble nur vermindern, indem man in der gleichen Operation Eigenfett quasi prophylaktisch in den zu erwartenden Bereich injiziert.
Die bessere Wahl ist es jedoch natürlich, eine Implantatgröße und -form zu wählen, die vom eigenen Brustgewebe sicher abgedeckt werden kann.
- Das Implantat ist im Verhältnis zum Brustgewebe zu groß.
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- Das eigene Brustgewebe ist „zu fest“ und schmiegt sich nicht dem Implantat an.
In einigen Fällen, zum Beispiel auch bei der tubulären Brustform, ist das eigene Brustgewebe deutlich fester als normal. Dies bedeutet, dass das eigene Brustgewebe zu starr und unflexibel ist und sich hierdurch nicht locker über das Implantat legt. Hier spielt vor allem die Projektion und Implantathöhe eine große Rolle. Je höher die Projektion, desto größer das Risiko einer Double Bubble. Operativ lässt sich dieses Risiko vermindern, indem zum Beispiel das „zu feste“ Brustgewebe teilweise entfernt oder gelockert und umverteilt wird.
- Das eigene Brustgewebe ist „zu fest“ und schmiegt sich nicht dem Implantat an.
- Es wurden in der Operation „haltende Stränge“ der Unterbrustfalte zu sehr gedehnt oder durchtrennt.
Auch operativ kann ein Fehler entstehen. Um genügend Platz für ein Implantat zu schaffen, muss das Brustgewebe in Teilen vom Brustmuskel getrennt werden sowie bei submuskulärer Lage auch der große Brustmuskel durchtrennt und von dem darunter liegenden Muskeln gelöst werden. Zudem wird auch im Bereich der Unterbrustfalte das Gewebe vorsichtig gelockert, um die Implantattasche zu vervollständigen. Wird dieser Bereich der Unterbrustfalte jedoch zu unvorsichtig oder zu großzügig gelockert und die haltenden Bindegewebsstränge durchtrennt, dann fehlt dem Unterbrustbereich schlichtweg der Halt und die Festigkeit, um das Implantat an der geplanten Position zu halten.
Insbesondere bei submuskulären Brustvergrößerungen besteht die Gefahr eines Double Bubble-Effekts, wenn der Chirurg nicht über die ausreichende Erfahrung verfügt, wie die Muskeln und im Verhältnis dazu die Unterbrustfalte zu präparieren sind.
Gibt es eine Möglichkeit, das Ergebnis zu korrigieren?
Zur Korrektur einer Double Bubble ist in der Regel ein Korrektureingriff notwendig.
Sollte der Double Bubble-Effekt nur minimal sichtbar und die Brustform nicht erheblich deformiert sein, kann eine Korrektur mit Eigenfett ausreichend und sinnvoll sein. Hierbei werden wie bei einer Brustvergrößerung mit Eigenfett in einer Fettabsaugung Fettzellen entnommen und aufbereitet. Diese werden dann genutzt, um den entstandenen kantigen Bereich mit Eigenfett aufzufüllen und so den Implantatrand verschwinden zu lassen.
Ist der Double Bubble-Effekt optisch jedoch deutlich ausgeprägt, dann muss unter Umständen über ein Wechsel der Implantate hin zu einer kleineren Größe oder Projektion nachgedacht werden. Hierbei würde dann auch die Unterbrustfalte stabilisiert werden, wozu auch ein künstliches Netz (‚Matrix‘) ähnlich wie bei einem Leistenbruch verwendet werden könnte. Zusätzlich könnte dann noch Eigenfett zur Optimierung der Gesamtkontur verwenden werden, um eine vollständig stabile und optisch attraktive Brustform zu erzielen.
Kann eine Double Bubble an der Brust verhindert werden?
Jein. Bei richtiger Platzierung des Implantats und einer entsprechend korrekten Präparation der Implantattasche wird in der Regel das Auftreten der Double Bubble an der Brust verhindert. Ein erfahrener Brustchirurg kann im Vorfeld gut beurteilen, welche Implantate die besten Resultate erzielen und wo die Implantattasche platziert werden muss. Dies wird stets anhand der individuellen Anatomie der Patientin entschieden.
Wie oben bereits beschrieben muss bei eher großen Implantaten im Verhältnis zum eigenen Brustgewebe zumindest mit einer kleinen Kantenbildung gerechnet werden. In einem solchen Fall macht es Sinn bereits von Vornherein auch ein zusätzliches Lipofilling für denselben Eingriff zu planen.
Und nicht zuletzt können im Einzelfall natürlich auch anatomische Besonderheiten oder Probleme in der Wundheilung die Ausbildung eines Double Bubble begünstigen. Diese können auch von einem erfahrenen Chirurgen nicht immer vorhergesehen werden.
Habe ich eine Double Bubble nach meiner Brust OP?
Sie haben vor kurzem eine Brustvergrößerung mit Implantat durchführen lassen und die Form Ihrer Brust sieht eigenartig aus? Zunächst sei jeder Frau, die nach ihrer Brust OP über die Brustform erschrickt und eine Double Bubble oder ähnliches vermutet, zur Ruhe geraten.
Das endgültige Ergebnis kann erst nach 6 Monaten beurteilt werden.
Bis zu diesem Zeitpunkt kann sich die Brustform noch verändern, das Implantat kann sich noch herabsenken oder die Unterbrustfalte sich neu bilden. Oft sorgen auch Hämatome für eine Verformung der Brust, die sich mit der abgeschlossenen Heilung wieder zurückbildet.
Wenn Sie bereits über ein halbes Jahr post-OP sind und Ihre Brust nach wie vor verformt aussieht, holen Sie sich die Hilfe Ihres behandelnden Arztes oder die Meinung eines zweiten Chirurgen ein. In vielen Fällen ist es eine gute Idee, sich für eine Korrekturoperation in die Hände eines zweiten Chirurgen zu begeben, der große Erfahrung mit Brustoperationen hat und in der Lage ist, Double Bubble & Co. zu korrigieren.