Grundsätzlich kann nach jeder Brustvergrößerung mit Implantaten eine solche Kapselfibrose in unterschiedlicher Ausprägung entstehen.
Einteilung der Schweregrade einer Kapselfibrose nach Baker
Die Schweregradeinteilung einer Kapselfibrose nach Baker gehen zurück auf den Plastischen Chirurgen James L. Baker, der die Einstufung der Kapselfibrose in einer Rede erstmals folgendermaßen vornahm:
- Kapselfibrose Grad 1: Hierbei handelt es sich um eine noch normale Kapselbildung um das Implantat herum und es gibt keine negativen Auswirkungen.
- Kapselfibrose Grad 2: Eine bereits tastbare, leichte Verhärtung, die die Brust fester und straffer erscheinen lässt. Bei bestimmten Bewegungen kann es zu einem Spannungsgefühl in der Brust kommen.
- Kapselfibrose Grad 3: Die Verhärtung der Kapsel ist deutlich stärker und es bildet sich eine sichtbare Kapselbildung ab, die auch zu einer leichten Verformung der Brust führen kann. Es kommt häufiger zu Spannungsgefühlen und zu stärkeren Schmerzen.
- Kapselfibrose Grad 4: Es zeigt sich eine deutliche Deformierung des Implantats und der Brust mit gelegentlich auch Verschiebung oder sogar Ruptur (Platzen) des Implantats. Die Schmerzen sind an Häufigkeit und Intensität deutlich größer.
Diagnose: Ist eine Kapselfibrose im Ultraschall sichtbar?
Da eine Kapselfibrose mit den gängigen bildgebenden Verfahren (Röntgen, MRT, Ultraschall) nicht zwangsläufig diagnostiziert werden kann, kommt es auf die Erfahrung Ihres plastischen Chirurgen bei der Diagnose einer Kapselfibrose an.
Er ist dabei auf die Anamnese, also Ihre möglichst genaue Beschreibung Ihrer Symptome sowie die manuelle Untersuchung der Brust angewiesen.
Handelt es sich allerdings um eine Kapselfibrose schweren Grades (Kapselfibrose Grad 3 oder 4 nach Baker), ist diese oftmals auch im Ultraschall nachweisbar. Allerdings hat der erfahrene plastische Chirurg diese dann auch bereits ohne Ultraschall erkennen können.
Kapselfibrose vorbeugen: Risikofaktoren vermeiden
Die Kapselfibrose beruht auf einer normalen Immunreaktion des Körpers und daher ist zunächst keine Frau vor der möglichen Entstehung einer Kapselfibrose sicher. Es gibt jedoch einige Faktoren, die, wenn man sie beachtet, das Risiko einer Kapselfibrose deutlich sinken lassen können.
Können glatte oder aufgeraute Implantate eher eine Kapselfibrose vermeiden?
So ist es bekannt, dass Implantate mit glatter Oberfläche nicht gut im Umgebungsgewebe einheilen können und durch die ständige Beweglichkeit dieser meistens eher locker sitzenden Implantate eine Reizung der Kapsel hervorrufen mit entsprechender Gewebereaktion. Implantate mit einer leicht rauhen Oberfläche heilen mit einem geringeren Risiko der Kapselfibrose ein. Zu rauh darf die Oberfläche wiederum auch nicht sein, da es dann das Risiko einer Immunreaktion auf die Implantate geben kann bis hin zu einer Lymphombildung (Tumorbildung) in der Brust (‚ALCL‘).
Größe und Platzierung der Implantate
Ein weiterer wichtiger Faktor ist das Platzieren der Implantate unter dem Brustmuskel. Hierdurch sind die Implantate durch den Muskel in ihrer Position fixierter, weniger beweglich und zusätzlich noch durch das Muskelgewebe geschützt. Das führt letztlich zu einer deutlich geringeren Reizung der Implantatumgebung im Vergleich zu Implantaten, die direkt unterhalb der Brustdrüse liegen.
Die Implantatgröße kann bei der Entstehung einer Kapselfibrose ebenfalls ein relevanter Faktor sein. Genau genommen ist das Verhältnis zwischen der Implantatgröße und dem eigenem Brustgewebe, welches das Implantat umgibt und schützt, wichtig zu beachten. Je größer das Implantat und je geringer das eigene Brustgewebe, desto höher das Risiko für eine Kapselfibrose.
Kapselfibrose vorbeugen durch bestimmte OP-Methoden
Und nicht zuletzt ist die sichere Implantation der Implantate mit möglichst wenig Schädigung des Umgebungsgewebes und ohne direkten Kontakt der Implantate mit der Haut ein wesentlicher Faktor. Denn Kontakt mit der Haut, selbst wenn diese im Rahmen der Operation durch Desinfektionsmittel steril sein sollte, erhöht das Risiko, dass Bakterien der Haut oder auch der Brustwarze auf das Implantat gelangen. Diese Bakterien können zu einer Immunreaktion des Körpers führen oder zusammen mit anderen Faktoren diese verstärken, was wiederum ein erhöhtes Risiko einer Kapselfibrose bedeutet. Um dieses Risiko zu minimieren, werden die sogenannten Keller Funnel oder andere Hilfsmittel verwendet, damit die Implantate möglichst kontaktfrei implantiert werden können (sogenannte „no touch“-Technik).
Andere Risikofaktoren können in der persönlichen Disposition liegen oder durch Komplikationen entstehen und lassen sich dementsprechend nicht vermeiden. Wenn Sie etwa eine genetische Neigung zu starker Narbenbildung haben oder eine Autoimmunstörung des Bindegewebes bekannt ist, sollten Sie darüber nachdenken, ob eine Brustvergrößerung mit Eigenfett für Sie nicht die bessere Alternative ist.
Möglichkeiten zur Korrektur der Kapselfibrose
Kommt es zu einer Kapselfibrose, dann ist nicht immer gleich eine Operation zur Korrektur erforderlich. Dies hängt natürlich auch davon ab, wie ausgeprägt die Beschwerden sind. Sicher ist jedoch, dass wenn man erstmal einer Kapselfibrose hat, diese auch nicht mehr von alleine verschwinden wird.
Einige Chirurgen führen noch immer Behandlungsmethoden wie den Fibrosenschnitt, eine äußere Sprengung der Kapsel oder Ultraschallbehandlungen durch. Da diese Verfahren teilweise wenig erfolgversprechend oder sogar gefährlich sind, biete ich in meiner Praxis in Berlin nur operative Behandlungen an.
Die Eigenfett-Transplantation kann den Verlauf der Kapselfibrose verbessern
Handelt es sich um eine leichtgradige Kapselfibrose mit leichten Verhärtungen, dann kann in einigen Fällen ein Lipofilling der Brust (‚Eigenfett-Transplantation‘) in dem Bereich um das Implantat herum das Gewebe weicher machen und so die weitere Verschlechterung der Fibrose verlangsamen oder sogar rückläufig werden lassen.
Ist die Kapselfibrose bereits fortgeschritten mit sichtbaren Verformungen und Schmerzen, dann ist die Entfernung, beziehungsweise der Austausch des Implantats die Therapie der Wahl.
Implantatwechsel oder Kapsulektomie mit Entfernung des Implantats?
Die Korrektur der Kapselfibrose als Operation ist auf vielerlei Weise möglich und individuell sehr unterschiedlich.
In jedem Fall ist eine teilweise oder, wenn notwendig, auch komplette Entfernung der Kapsel erforderlich.
Ob dann ein neues Implantat eigesetzt wird oder nicht, ist individuell vom Wunsch der Patientin abhängig.
Möchte man das Brustvolumen nicht wesentlich verringern, kann man durchaus auch erneut Brustimplantate verwenden. Diese sollten dann in jedem Fall unterhalb des Brustmuskels platziert werden, sollte dies bei der vorherigen Operation nicht geschehen sein. Zudem werden selbstverständlich nur leicht strukturierte Implantate verwendet.
Eine deutlich sicherere und eleganterer Korrektur ist die Entfernung der Implantate und ein Ersatz des Volumens durch Eigenfett, also einem Lipofilling der Brust. Hierbei kann zwar keine implantattypische feste und runde Brust erzielt werden, es entsteht aber in jedem Fall eine weiche und natürliche Brust ohne die Risiken der Implantate und somit ohne dem Risiko einer neuerlichen Kapselfibrose.
Eine gute Variante: Hybrid-Brustvergrößerung verringert das Risiko einer Kapselfibrose
Natürlich ist auch die Kombination aus Beidem, einem Implantatwechsel mit zusätzlichem Eigenfett-Transfer (‚Lipofilling der Brust‘) möglich und durchaus sinnvoll. Durch diese Hybrid-Brustvergrößerung sichert man sich die Grundform der Brust durch das Implantat und kann gleichzeitig mit dem Eigenfett zusätzliche Detail-Korrekturen durchführen sowie wie oben beschrieben durch das körpereigene Fettgewebe die Implantate schützen mit geringerem Risiko einer erneuten Kapselfibrose.
Werden bei der Entfernung der Kapsel und der alten Implantate weder neue Implantate eingesetzt, noch das fehlende Volumen mit Eigenfett aufgefüllt, ist nach dem Eingriff in der Regel mit einem Hängen der Brust zu rechnen. Wenn dies vermieden werden soll, kann im Zuge der Kapselentfernung eine Bruststraffung durchgeführt werden, um das bestmöglichste Ergebnis zu erzielen.