Komplikationen mit Brustimplantaten – Teil 3: Waterfall Deformity
Die Waterfall Deformity – “Wasserfall Deformität” – ist eine weitere Komplikation, die bei einer Brustvergrößerung mit Implantat auftreten kann. Allerdings zählt diese eher zu den Spätfolgen der OP, wenn das körpereigene Gewebe altersbedingt zu erschlaffen beginnt und infolgedessen über das Implantat hängt.
In diesem Artikel erläutere ich Ihnen nun, wie der Waterfall Deformity vorgebeugt und wie sie im Ernstfall korrigiert werden kann.
Waterfall Deformity: Wenn die Brust wie ein “Wasserfall” hängt
Die letzte im Bunde der drei apokalyptischen Reiter der Brustdeformitäten ist die Waterfall Deformity. Vom Aussehen her kann es so wirken, als würde das Implantat zu hoch sitzen. Zudem tritt bei dieser Deformität keine Beule oder Kante auf, sondern das natürliche Brustgewebe rutscht, beziehungsweise senkt sich über den Implantaten abwärts und sorgt so für das Bild einer hängenden Brust.
Die Brustwarze zeigt dann unnatürlich nach unten, was ein wenig an den berühmten Hund aus der Charles M. Schultz Serie “Die Peanuts” erinnert. Die Waterfall Deformität wird daher auch Snoopy Nose Deformity genannt.
Diese Art der Verformung der Brust kann sowohl nach einer Brustvergrößerung als auch einer Bruststraffung mit Implantaten auftreten. In den allermeisten Fällen kommt es erst viele Jahre nach der OP zu einer Wasserfall Deformität, kann aber bei einer nicht korrekt durchgeführten Operation auch direkt in den ersten Wochen sichtbar werden.
Ursachen einer Waterfall Deformity
Die Hauptursache dieser Komplikation nach der Brust OP ist das schwache oder erschlaffende Gewebe, welches über das Implantat herabhängt. Der Grund dafür ist wie folgt: Wenn die Implantate unter dem Brustmuskel platziert sind, werden sie durch diesen sicher an Ort und Stelle hochgehalten. Ist das Bindegewebe des eigentlichen Brustgewebes jedoch zu schwach und / oder es liegt bereits vor der Operation das Bild einer hängenden Brust vor, dann rutscht dieses zu weiche und / oder zu viele Brustgewebe über dem Implantat und Brustmuskel herunter. Zudem senkt sich im Laufe des natürlichen Alterungsprozesses das Brustgewebe noch weiter darüber ab.
Die Waterfall Deformity tritt also in der Regel nur dann auf, wenn das Implantat unter den Brustmuskel gesetzt wurde und entweder zu hoch eingelegt wurde oder das eigentliche Brustgewebe nicht ausreichend gestrafft oder sogar entfernt wurde.
Den umgekehrten Fall bezeichnet man als Bottoming Out Effekt, bei dem das Implantat durch das erschlaffende Gewebe nicht mehr gehalten werden kann und dann herunterrutscht.
Optisch befindet sich bei der Waterfall Deformity das Hauptvolumen der natürlichen eigenen Brust zu niedrig im Vergleich zur Position des Implantates. Dies kann im Extremfall auch zu einer Doppelwölbung führen, wobei das Implantat oberhalb des Brustgewebe erkennbar hervortritt.
Weitere Gründe, die für eine Wasserfall Deformität verantwortlich sein können, treten in der Regel bereits direkt nach der Brust OP auf. Diese sind auf eine mangelhafte Planung oder Durchführung der Operation zurückzuführen, wie
- eine zu hohe Platzierung der Implantate
- die falsche Wahl an Implantaten (zu groß oder nicht geeignete Form)
- eine unzureichende Durchtrennung des unteren Muskelrandes bei submuskulärer Platzierung. Das Implantat konnte so nicht in seine korrekte Position in der Unterbrust rutschen.
- das nicht in Betracht ziehen von bereits erschlafftem Gewebe oder das Vorliegen von zu großen Brüsten. In solchen Fällen empfiehlt sich eine zusätzliche Straffung der Brust sowie vielleicht
- auch die Notwendigkeit, das eigene Brustgewebe im Rahmen einer Straffung teilweise zu entfernen.
- Nicht-Berücksichtigung einer bereits vor der Brustvergrößerung vorliegenden Deformität der Brust, wie die tubuläre Brust
Korrekturmöglichkeiten beim Auftreten einer Waterfall Deformity
Nach vollständiger Abheilung der Brustvergrößerung bzw. Bruststraffung mit Implantaten ist eine Korrektur der Waterfall Deformity leider meist nur auf chirurgischem Wege möglich. In einigen Fällen einer derart verformten Brust kann es unter Umständen ausreichen, entweder ein anderes Implantat einzusetzen oder die Position des Implantats zu verändern, d.h. niedrieger und / oder über dem Brustmuskel zu platzieren. Im Allgemeinen ist jedoch die Durchführung einer Bruststraffung notwendig und das nicht selten auch in Kombination mit einer Teilresektion (Entfernung) von eigenem Brustgewebe. Insgesamt wird hierbei folglich die eigene Brust angehoben und gestrafft, sodass das Gesamtbild der eigenen Brust zusammen mit dem Implantat harmonisch übereinstimmt.
Zusätzlich kann die Brust mittels spezieller Techniken gestützt und in sich weiter stabilisiert werden, um die neuerliche Ausbildung einer unschönen Brustform zu vermeiden. Hierbei verwenden wir beispielsweise auch Netze (‚mesh‘), die ähnlich wie bei einem Leistenbruch auch im Fall der Brust langfristig Stabilität geben.
Die Analyse individueller Gründe, die letztendlich zu einer Waterfall Deformity geführt haben, ist vor einer Korrektur hilfreich, um erneutes Abrutschen des Brustgewebes zu verhindern und vor allem um das bestmögliche Ergbenis zu erzielen.
Die richtige Nachsorge nach einer Brustvergrößerung
Um einer Komplikation wie der Waterfall Deformity und eventuelle Korrekturmaßnahmen zu umgehen, ist auch eine richtige Nachsorge seitens der Patientin relevant. Das Tragen eines Stütz BHs und gegebenenfalls eines Stuttgarter Gürtels ist unabdingbar. Es wird empfohlen, einen solchen BH für mindestens 6 Wochen nach der Brustvergrößerung sowohl tagsüber als auch nachts zu tragen. Hierdurch wird die Heilung der Brust nach einer Operation unterstützt. Durch einen Stuttgarter Gürtel kann zudem in der Anfangsphase ein Verrutschen der Implantate verhindert werden.
Das nächtliche Tragen des Gurtes kann zur Sicherheit durchaus verlängert werden. Die individuelle Beschaffenheit des Körpers trägt nichtsdestotrotz auch dazu bei, dass gegebenenfalls eine Waterfall Deformity auftritt. Spielen mehrere Faktoren zusammen, die diese Komplikation begünstigen, dann müssen operative Korrekturmaßnahmen (wie bspw. auch ein innerer BH) Erwägung gezogen werden, um die verformte Brust wieder in die richtige Position zu bringen.
Und nicht zuletzt kann es ein einzelnen Fällen auch sinnvoll sein, bei einem Auftreten der Waterfall Derformity die Implantate vollständig zu entfernen, eine Bruststraffung durchzuführen und dabei zumindest teilweise das Volumen durch Eigenfett zu ersetzen. Dies führt in der Regel zwar zu einer etwas kleineren Brust, ist langfristig gesehen aber in jedem Fall die sicherere und komplikationslosere Variante!